Deutschlands Knorpel-Repair-Gel: Hoffnung, Hype und die Zukunft der Gelenkregeneration
Berlin – In den sozialen Medien wurde kürzlich die Nachricht verbreitet, dass deutsche Wissenschaftler ein “Wundergel” erfunden haben, das in der Lage ist, abgenutzten Knorpel einfach durch Injektion nachwachsen zu lassen, wodurch invasive Operationen überflüssig werden. Während die Realität komplexer ist, spiegelt die Geschichte reale Fortschritte bei Biomaterialien und regenerativer Medizin wider, die eines Tages die Behandlung von Arthritis und Gelenkdegeneration verändern könnten. Die viralen Posts, die oft sensationelle Schlagzeilen und übertriebene Behauptungen enthalten, haben ein immenses öffentliches Interesse geweckt, aber es ist wichtig, die Hoffnung vom Hype zu trennen.
Das Versprechen der Knorpelregeneration
Knorpel, das glatte Gewebe, das die Gelenke polstert, galt lange Zeit als nahezu unmöglich zu reparieren, wenn es einmal beschädigt ist. Im Gegensatz zu Haut oder Knochen fehlen ihm Blutgefäße und es hat eine minimale natürliche Heilungsfähigkeit. Für Millionen, die mit Arthritis leben, bedeutet Knorpelverlust chronische Schmerzen, eingeschränkte Mobilität und oft die Notwendigkeit einer Gelenkersatzoperation.
Wissenschaftler auf der ganzen Welt haben nach Wegen gesucht, um Knorpel wieder aufzubauen, und biotechnologisch hergestellte Gele und Gerüste haben sich als einer der vielversprechendsten Ansätze herausgestellt. Die Idee ist, eine stützende Matrix zu schaffen, die in einen Knorpeldefekt implantiert werden kann und eine nährende Umgebung für die körpereigenen Zellen bietet, um zu wachsen und neues, gesundes Gewebe zu regenerieren.
Der deutsche Beitrag: ChondroFiller®
In Deutschland entwickelten Forscher ChondroFiller®, ein Gel auf Kollagenbasis, das 2013 auf den Markt kam. Es handelt sich um eine zellfreie Kollagenmatrix, die entwickelt wurde, um die natürliche Knorpelregeneration zu stimulieren. Das Produkt ist keine einfache Injektion, wie in den sozialen Medien behauptet wurde. Es handelt sich um eine Zwei-Komponenten-Lösung, die über eine minimalinvasive Arthroskopie, eine Art “Schlüsselloch”-Operation, anstelle einer einfachen Spritzeninjektion in einer Arztpraxis angewendet wird.
Während des arthroskopischen Eingriffs bereitet ein Chirurg zunächst die beschädigte Stelle vor und trägt dann den flüssigen ChondroFiller® auf, um den Knorpeldefekt zu füllen. Nach der Injektion härtet die viskose Kollagenmischung innerhalb von 3 bis 5 Minuten zu einem stabilen Hydrogel aus und passt sich perfekt an die Größe und Form der Läsion an. Dieses Hydrogel dient dann als Gerüst, das gesunde Knorpelzellen aus dem umliegenden Gewebe dazu anregt, in die Matrix zu wandern und neues Gewebe zu bilden.
Seit seiner Markteinführung wurde ChondroFiller® zur Behandlung von über 20.000 Patienten weltweit eingesetzt. Es ist in erster Linie für Knorpeldefekte der Grade III und IV bis zu 3 cm² in Gelenken wie Knie, Hüfte, Schulter und Sprunggelenk indiziert. Im Gegensatz zu älteren Methoden, die manchmal Knochenbohrungen oder die Verwendung von Fibrinkleber erfordern, ist dieses einstufige Verfahren weniger invasiv und reduziert die Operationszeit.
